Professor Dr. med. Hans Carlo Kallfelz
17.07.1933 – 15.02.2025 

Mit großem Bedauern müssen wir uns von einem Menschen verabschieden, der die Kinderkardiologie in Deutschland maßgeblich geprägt und unzählige Leben berührt hat. Sein unermüdlicher Einsatz für herzkranke Kinder, seine herausragende fachliche Expertise und seine tiefe Menschlichkeit haben nicht nur die Medizin, sondern auch viele Familien nachhaltig beeinflusst. 

Als Arzt war er den kleinen und großen Herzkindern ein einfühlsamer Begleiter, der stets mit Weitblick, Engagement und Hingabe handelte. Als Wissenschaftler und Lehrer prägte er Generationen von Medizinerinnen und Medizinern und setzte entscheidende Impulse in der Forschung. Als Pionier der Kinderkardiologie trug er maßgeblich zur Entwicklung neuer Behandlungsansätze bei und machte sich um die Verbesserung der Versorgung herzkranker Kinder verdient. 

Doch nicht nur seine medizinischen Errungenschaften sind es, die ihn unvergessen machen: Mit großem persönlichem Einsatz schuf er Strukturen der Eltern- und Betroffenenselbsthilfe, die bis heute Bestand haben und zahlreichen Familien Unterstützung bieten. Er war ein weitsichtiger Ratgeber, ein konstruktiver Kritiker, ein unermüdlicher Förderer und für viele von uns ein wertvoller Freund. 

Sein Engagement, seine Expertise und sein unermüdlicher Einsatz hinterlassen eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Doch sein Wirken wird weiterleben – in der Medizin, in der Selbsthilfe, in den vielen Menschen, die er inspiriert und unterstützt hat. 

Wir sind in Gedanken bei seiner Familie und seinen Angehörigen und danken ihnen von Herzen, dass sie anstelle von Blumen und Kränzen um Kondolenzspenden zugunsten des HerzKind e. V. gebeten haben. Diese großzügige Geste ist ganz im Sinne seines Lebenswerks und wird dazu beitragen, seine Arbeit fortzuführen und weiterhin herzkranken Kindern und ihren Familien zu helfen. 

Die Mitglieder, der Vorstand und die Mitarbeiter des HerzKind e. V. 

 Anstelle von Blumen und Kränzen wäre eine Spende an Herzkind e. V. in Carlos Sinne.
(IBAN DE 47 2505 0180 0011 0101 13, BIC SPKHDE2H, Spende “in memoriam Carlo”). Für eine Spendenquittung bitte Namen und Adresse angeben. 

Nachruf von Dr. med. Philipp Beerbaum und Dr. med. Alexander Horke

Hannover, den 20.2.2025

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,

am 15.02.2025 ist unser Freund und medizinischer Lehrer Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz verstorben. Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz wurde 91 Jahre alt und hatte ein erfülltes und bewegtes Leben.

Er wurde am 17.07.1933 in Frankfurt a. M. geboren und seine Schulzeit in St. Goarshausen und Düsseldorf war von leidvollen Kriegserfahrungen geprägt. Nach dem Medizinstudium in Bonn und einem 2-semestrigen Aufenthalt in Innsbruck begann Hans-Carlo Kallfelz seine medizinische Laufbahn als Medizinalassistent in Bonn und Wissen/Sieg. Mit seiner Promotion 1962 zum „Altersgang u. Geschlechtsabhängigkeit des basalen Herzschlag- u. Herzminutenvolumens sowie der Pulsfrequenz im zweiten Lebensjahrzehnt“ begann er seine

Facharztausbildung für Pädiatrie ebenfalls an der Univ.-Haut- und –Kinderklinik Bonn. Bereits ab 1962 baute er dort die erste kinderkardiologische Arbeitsgruppe in NRW auf. Gemeinsam mit dem Bonner Röntgen-Institutsleiter Prof. Dr. Robert Berthold Janker entwickelte er die Kinematographie für die Herzkatheterdiagnostik, die er ab 1965 im eigenen Labor mit biplaner Röntgenanlage nutzen konnte. 1964 besuchte er die weltweit führenden kinderkardiologischen Zentren in New York, Chicago, Boston, San Francisco und Toronto, wo er die internationalen Wegbereiter Abraham Rudolph (San Francisco), Alexander Nadas (Boston) und Richard D. Rowe (Toronto) traf.

1966 / 67 erhielt er als erster deutscher Wissenschaftler ein Stipendium des British Medical Council und besuchte das Hospital for Sick Children in London (heute Great Ormond Street Hospital), wo Gerald Graham als führender Kinderkardiologe Englands sein Lehrer, Vorbild und Freund wurde. Hier lernte er auch Jane Somerville kennen, mit der ihn eine lebenslange Freundschaft verband.

Mit seiner Facharztanerkennung 1967 für Kinderheilkunde wurde er Oberarzt an der Bonner Univ.-Kinderklinik und Leiter der kinderkardiologischen Abteilung.

Nach seiner Habilitation 1970 zum Thema „Truncus aortopulmonalis communis. Synopsis von Klinik, Hämodynamik und Pathomorphologie über ein kinderkardiologisches Thema“ wurde er 1973 zum Wissenschaftlichen Rat und Professor an der Univ.-Kinderklinik Bonn ernannt.

1974 erfolgte seine Berufung an die neu gegründete Medizinische Hochschule Hannover (MHH) als Direktor der Abt. Kinderheilkunde III und Pädiatrische Kardiologie zum Neuaufbau eines Programms zur kinderkardiologischen Diagnostik und Therapie in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie. Bis zu seiner Emeritierung 1996 war Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz acht Jahre geschäftsführender Direktor der Kinderklinik. Von 1987 bis 1993 war er zudem Mitglied und für zwei Jahre Vorsitzender der Sektion II des Senats der MHH, den Zentren Innere Medizin, Chirurgie, Kinderheilkunde sowie Frauenklinik und Dermatologie/Allergologie angehören.

Als Klinikdirektor der Abt. Kinderheilkunde III und Pädiatrische Kardiologie an der MHH hat er gemeinsam mit den herzchirurgischen Partnern Prof. Dr. Hans Borst und Prof. Dr. Hellmut Oelert ein modernes Kinderherzzentrum mit großer Strahlkraft geformt.

Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz hat frühzeitig erkannt, dass eine moderne Kinderintensivmedizin die Basis einer erfolgreichen Kinderherzmedizin darstellt und daher 1978 den Neuaufbau der kinderkardiologischen Abteilung um den Bereich für interdisziplinäre pädiatrische Intensivmedizin erweitert.

Als Pionier der modernen Kinderkardiologie folgte er stets seiner Lebensaufgabe, die Prognose und Lebensqualität herzkranker Kinder zu verbessern. 1966 führte er erstmals in Deutschland eine „Rashkind-Prozedur“ durch – eine lebensrettende Katheterprozedur bei Neugeborenen mit Transposition der großen Arterien. Erstmals in Deutschland nahm er eine Ballondilatation bei einem Kind mit „Fallot‘scher Tetralogie“ vor und gemeinsam mit Professor Michal Tynan aus Guy’s Hospital London verschloss er erstmals einen Ductus arteriosus Botalli mit einem Rashkind-Schirm.

Als Arzt für die jungen Patienten und deren Familien unterstützte Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz die aufkeimende Eltern-Selbsthilfe und die Organisation der betroffenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern.

Als Visionär war er eine treibende Kraft bei dem Aufbau einer strukturierten EMAH-Versorgung in Deutschland. Unter seiner Leitung entstand bereits 1988 an der MHH die erste interdisziplinäre Arbeitsgruppe für die Versorgung von EMAH, in der Kinderkardiologen, internistische Kardiologen und Herzchirurgen zusammenarbeiteten. Diese beispielhafte Zusammenarbeit der drei kardiologischen Fachgesellschaften für Kinderkardiologie, Kardiologie und Herzchirurgie unter Einbeziehung der Patientenorganisationen führte 2002 zur Bildung der Taskforce für „Erwachsene mit angeborenem Herzfehler“ (EMAH), die Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz von 1992 bis 1998 leitete.

Seine wissenschaftlichen Erfolge brachten ihm nationale und internationale Anerkennung: Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz war von 1978 bis 1992 Councillor, Scientific Secretary, Secretary General und Präsident der Association of European Paediatric Cardiologists (AEPC). Von 1981 bis 1983 war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK). Er leitete von 1996 bis 2006 als Vorsitzender den Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Stiftung für Herzforschung und von 2003 bis 2011 den Wissenschaftlichen Beirat des Kompetenznetzes für angeborene Herzfehler des BMF.

Weiterhin war er Mitglied des Exekutiv-Ausschusses der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivmedizin (DIVI), Mitglied des Wissenschaftlichen Exekutiv-Ausschusses der European Society for Cardiology, Mitglied der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der Norddeutschen Ärztekammern als Zuständiger für pädiatrische Fälle, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Fördergemeinschaft Deutsche Kinderherzzentren e. V., und Mitglied der Task Force „Erwachsene mit Angeborenen Herzfehlern“ (EMAH) der DGK, DGPK und DGTHG.

Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz besitzt die Ehrenmitgliedschaft der Association of European Pediatric Cardiologists (AEPC), der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und bei Herzkind e. V. als Elternorganisation.

2005 wurde ihm in Würdigung seiner herausragenden Verdienste für die Kinderherzmedizin das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Mit Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz verlieren wir einen Architekten und Baumeister der modernen Kinderkardiologie in Deutschland, einen Pionier in der Behandlung angeborener Herzfehler und Herzrhythmusstörungen im Kindesalter, einen Visionär in der Organisation der Versorgung Erwachsener mit angeborenem Herzfehler und einen Unterstützer und Freund der Patienten und ihrer Familien, die seinem Rat folgend nur gemeinsam Gehör finden können.

Die Medizinische Hochschule Hannover verdankt Prof. Dr. Hans Carlo Kallfelz den zukunftsweisenden Aufbau einer modernen und erfolgreichen kinderkardiologischen Abteilung, die bis heute überregionale Strahlkraft besitzt.

Mit seinem Tod beklagen wir als seine Schüler und Weggefährten den Verlust eines kongenialen Lehrers und eines weltweit beachteten Mediziners – in unseren Herzen wirst Du immer ein Berater mit Weitblick und ein liebevoller Freund bleiben.

Die Familie verliert einen verantwortungsvollen und liebenden Ehemann, Vater, Großvater und Urgroßvater.

Den Angehörigen und insbesondere seiner lieben Ehefrau Irmgard gehört unser aufrichtiges Beileid!

Carlo, wir vermissen Dich schmerzlich!

Philipp Beerbaum und Alexander Horke